Gedanken zum Sozialverhalten im Bereich der Gewässerunterhaltung

von Dipl.-Ing. Peter Gerlitz


Lebensgemeinschaften


Bei diesem Thema kommt mir eine alte Redensart bzw. Lebensweisheit in den Sinn: Es kann der Mensch nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Konsequenz: Entweder der Nachbar, oder ich muss gehen.

So wie sich Menschen untereinander oft nicht anpassen können, so gibt es auch Pflanzen und Tiere, die sich nicht ein und denselben Standort teilen können. Die Pracht meiner Pflanzen auf der Fensterbank hängt unter anderem davon ab, welche Pflanze steht neben welcher Pflanze. Nicht alle Pflanzen sind untereinander verträglich. Sie nehmen sich gegenseitig das Licht weg, sie graben sich gegenseitig das Wasser ab und dann passiert es, dass entweder beide Pflanzen kaputt gehen oder eine Pflanze als Sieger hervorgeht. Welche Pflanze passt wohin, ohne anderen pflanzen zu schaden?

Nehmen wir als Beispiel einmal die uns allen bekannte Herkulesstaude, die sich in den letzten Jahren bei uns sehr stark verbreitet hat. Ihre Samen fallen in einen Böschungsbereich, wo bislang eine optimal funktionierende Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren vorlag. Die Herkulesstaude wuchert so stark, dass sie allen anderen Pflanzen in ihrem Umfeld, Licht und Wasser abgräbt. Die bis dato so gute und optimale Lebensgemeinschaft des Böschungsbewuchses wird gnadenlos vernichtet. Den Pflanzen wird die Lebensgrundlage genommen. Sie können ihre ursprüngliche Aufgabe nicht mehr wahrnehmen. Ein Schutz der Böschung ist nicht mehr möglich.

Merke: Nicht jede Pflanze passt in jede Lebensgemeinschaft.

Wir haben schon viele Parallelen zwischen den einzelnen Lebensgemeinschaften Mensch, Tier, Pflanze gesehen. Ich möchte hier an dieser Stelle erneut zu einer weiteren Parallele kommen. Optimale Gewässerunterhaltung funktioniert nur in Teamarbeit. Einem eingespielten Team, das nicht nur auf der Basis gesetzlicher Vorschriften Gewässerunterhaltung betreibt, sondern diese aus innerer Überzeugung praktiziert, kann durch Einstellung eines weiteren Mitarbeiters oder Vorgesetzten vom Typ "Herkulesstaude" die Freude an der Arbeit genommen werden. Beispiele hierzu gibt es genug.

Merke: Nicht jeder Mensch passt in jede Lebensgemeinschaft.

Es bringt auch nichts, sich gegen diese "Herkulesstauden" zu stellen. Sie sind übermächtig und unterdrücken alles, was unter ihnen wächst. Ihr Erscheinungsbild ist groß und protzig. Man erkennt sie schon von weitem. Leider erkennt man die Folgen erst nach dem nächsten großen Hochwasser. Dann knicken sie um, und es sind keine Bodendecker mehr vorhanden, die den Böschungen am Gewässer den notwendigen Halt geben.

Lebensgemeinschaften

Vorwort
Warum Gewässerunterhaltung?
Das Venensystem des Menschen im Vergleich zum Fließgewässersystem
Fußreflexzonen
Wir schaffen uns Normen
Was hat ein Bachlauf mir zu sagen ?
Zielsetzung der Gewässerunterhaltung
Lebensgemeinschaften
Berücksichtigung Interessen Dritter
Erfolg in der Gewässerunterhaltung
Arbeiten in einem Team
Welches sind meine Aufgaben?
Macht der Gedanken
Macht der Vorgesetzten
Anwalt der Gewässer
Disziplin
Grenzen überschreiten / Kompetenzen überschreiten

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Impresum
Dipl.Ing. Peter Gerlitz
e-mail : apgerlitz@googlemail.com

Düsseldorf im Dezember 2007