Gedanken zum Sozialverhalten im Bereich der Gewässerunterhaltung
von Dipl.-Ing. Peter Gerlitz
Erfolg in der Gewässerunterhaltung
Jeder Mensch braucht zur Steigerung seiner persönlichen Lebensqualität Erfolg. Erfolge spornen an, Misserfolge wirken
deprimierend. Doch was ist Erfolg? Wer bestimmt meinen Erfolg? Wer setzt die Maßstäbe meines Erfolges? Was für mich Erfolg
ist, muss für andere noch lange kein Erfolg sein. Es kommt auf die Zielsetzung an. Hierzu ein Beispiel aus der Schulzeit:
Ein Schüler schreibt in einem Diktat in deutsch 40 Fehler und bekommt daraufhin die Benotung ungenügend. Ihm wird
empfohlen sich anzustrengen, zu lernen, um im nächsten Diktat eine bessere Note zu bekommen, ansonsten sei die Versetzung ins
nächste Schuljahr gefährdet.
Der Schüler lernt und lernt und lernt. Dann kommt das nächste Diktat. Der Schüler schreibt nur noch 20 Fehler. Doch
die Benotung lautet ungenügend.
Wie kann das sein? Der Schüler hat nur noch halb so viele Fehler gemacht, er hat sich um 50% verbessert, doch die
Note bleibt ungenügend.
Der Schüler hatte das Ziel sich zu verbessern; was ihm ja auch gelang. Er hat für sich einen großen Erfolg erzielt.
Der Lehrer erkannte bei dem Schüler auch eine Verbesserung, doch ein Erfolg für eine bessere Note war nicht gegeben; denn mit
20 Fehlern gibt es nach der geltenden Norm immer noch ein ungenügend. Schüler und Lehrer hatten eine gemeinsame Zielsetzung,
die sich jedoch im Ergebnis sehr stark voneinander unterschied.
Persönliche Erfolge sind wichtig. Jeder persönliche Erfolg ist ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einem gesunden
Selbstbewusstsein. Aber auch der Erfolg nach außen hin ist besonders wichtig, steht er doch in der Regel mit einer Anerkennung,
mit einem Lob von außen in Verbindung. Jeder Mensch braucht Anerkennung. Anerkennung und Lob baut den Menschen auf.
Mir standen zur Durchführung von Unterhaltungsarbeiten an unseren Fließgewässern drei Schreitbagger zur Verfügung. Die
Bagger wurden von Menschen bedient, die sich in die Eigenarten eines Gewässers hinein versetzen konnten. Sie brachten Erfolge
und wurden dementsprechend auch gelobt. Ausgesprochenes Lob, ausgesprochene Anerkennung hat meine Mitarbeiter wachsen lassen,
sie wurden von Tag zu Tag sicherer in ihrer Arbeit. Heute brauchen sie keine großartigen Entwürfe und Zeichnungen mehr für die
durchzuführenden Arbeiten. Sie werden vor ein Problem, vor eine Aufgabe gestellt, und sie lösen sie sicher, mal alleine, mal im
Team. Sie haben gelernt, Verantwortung zu übernehmen und konnten sich dem Vertrauen ihrer Vorgesetzten sicher sein. Sie zählen
noch heute zu den zuverlässigsten Mitarbeitern.
Jeder Mensch braucht Lob und Anerkennung, um bei der Bewältigung seiner Aufgaben über sich hinauszuwachsen. Ein
Fußballspieler, der gerade ein Tor geschossen hat, wird von seiner Mannschaft und seinen Fans gelobt und gefeiert. Das baut
einen Torschützen auf. Seine Gegenspieler werden ihn keinesfalls loben. Sie haben absolut kein Interesse daran, den Torschützen
aufzubauen, damit dieser über sich hinauswächst und vielleicht noch ein zweites Tor schießt. Lob und Anerkennung ist in einem
Team unerlässlich, aber auch berechtigte Kritik. Dabei sollte kein Teammitglied ausgeschlossen werden, auch nicht der Chef
persönlich.
